Milan Stibilj

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*  2. November 1929

†  26. Februar 2014

von Lutz Lesle

Essay

Milan Stibilj ist der international bekannteste slowenische Komponist einer älteren Generation, die im Lande blieb – dank der »Weite seines Erfahrungsbereichs« und der »Überzeugungskraft seiner daraus gefolgerten Rückschlüsse« (Dibelius 1988, 349). Prägend war vor allem seine Arbeit an dem von Gottfried Michael Koenig geleiteten Institut für Sonologie in Utrecht. In Montreal, in Berlin und als Teilnehmer der Weltmusiktage der IGNM weitete Stibilj seinen Blick über die künstlerische Provinzialität seiner slowenischen Heimat und den »Byzantinismus« der jugoslawischen Kulturbürokratie hinaus. Seine »draußen« gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse versuchte er zeitlebens in die heimische Kulturpolitik hineinzutragen, was ihm viel Widerstand bescherte. Auch die kompromißlose Intellektualität seines Komponierens stieß daheim auf Unverständnis. Indem er die Slowenischen Musiktage zum Forum der einheimischen und ausgewanderten Slowenen wie auch des zeitgenössischen Musikdenkens in aller Welt ausbaute, öffnete er den Blick seiner Landsleute über die Grenzen der südlichen Alpenrepublik hinaus. Insofern verstand sich Stibilj immer auch als aufklärerischer Kulturpolitiker.

Obwohl Stibilj seine Musik zumeist in herkömmlicher Notenschrift notiert, steht nicht der Einzelton, sondern die Architektur der Klänge im Vordergrund seines kompositorischen Denkens. Trotz seiner Bewunderung für Alban Berg ist er kein Nachfolger der 2.Wiener Schule. Ebensowenig konnte er sich ...